Die Lücken der betrieblichen Altersvorsorge

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Uwe Saßmannshausens Unternehmen Pension Solutions berät vor allem die Beschäftigten

Ausgangspunkt der Unternehmensgründung war eine politische Diskussion. In Deutschland wurde in den neunziger Jahren diskutiert, wie man neben der staa

Uwe Saßmannshausen - Geschäftsführender Gesellschafter - PS-Pension Solutions GmbH

Uwe Saßmannshausen – Geschäftsführender Gesellschafter – PS-Pension Solutions GmbH

tlichen Rente, die immer stärker nur noch die Grundsicherung im Alter darstellen kann, eine betriebliche und eine private Rente als zweites und drittes Standbein der Altersversorgung etabliert. Man hat sich dann dafür entschieden, die betriebliche Rente privat und freiwillig zu organisieren. „ Die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die betriebliche Altersversorgung sind in Deutschland gut. Der Gesetzgeber hat seine Hausaufgaben gemacht“, findet Uwe Saßmannshausen, geschäftsführender Gesellschafter der Pension Solutions GmbH, Erlangen. Die Umsetzung folgte zunächst schnell: Fast alle Branchen haben Rahmenverträge für die betriebliche Altersversorgung. Dann aber stockte die Akzeptanz in den Belegschaften. „Nur zehn Prozent der Mitarbeiter machen im Durchschnitt mit“, beschreibt Saßmannshausen die Realität. „Manchmal ist es noch schlimmer. In der Metallindustrie wurde ein Rahmenvertrag für 4 Millionen Beschäftigte geschlossen – aber nur 200.000 Beschäftigte nutzten ihn.“ Das war die Gründungsinitiative für Saßmannshausen und vier weitere Gesellschafter, 2001 die Pension Solutions ins Leben zu rufen. Saßmannshausen, größter Einzelgesellschafter des Unternehmens, kannte das Geschäft. Er hatte schon vorher die betriebliche Altersvorsorge im Vertrieb einer Versicherung kennengelernt; damals noch auf Grund des Betriebsrentengesetztes von 1974. Er fand, dass die Versicherungen zwei Irrtümern aufsaßen. Sie hatten geglaubt, den Rahmenverträgen folge ganz automatisch eine Welle von Einzelverträgen – hier lässt sich also leicht Geld verdienen. Der zweite Irrtum sei gewesen, anzunehmen, betriebliche Altersvorsorge sei wie ein privater Versicherungsvertrag, also Vertrag abschließen und dann nur noch Beiträge kassieren bis zur Fälligkeit. Betriebliche Altersvorsorge müsse aber in ihren vielfältigen Ausprägungsmöglichkeiten zunächst den Mitarbeitern erklärt werden, und wenn es zu Verträgen komme, müsse die Nachsorge, das Nachbetreuungs-Management organisiert werden. In diesen beiden Feldern – der Beratung der Mitarbeiter und der Übernahme der Nachbetreuung der einzelnen Verträge – sah Saßmannshausen ein neues Geschäftsfeld. „Wir fangen zunächst einmal genau da an, wo alle Berater anfangen“, sagt Saßmannshausen. „Wir beraten das Unternehmen. Aber wir gehen weiter. Wir lassen uns dann vom Unternehmen beauftragen, die mit dem Management gefundene Lösung zu den Beschäftigten zu transportieren.“ Das habe für die Unternehmen zwei Vorteile. „Zum einen enthaften wir das Unternehmen von der Pflicht, seine Mitarbeiter über die betriebliche Altersversorgung zu informieren“, sagt Saßmannshausen. Zum zweiten spart das Unternehmen mit jedem Einzelvertrag Geld, weil die Beiträge zur betrieblichen Altersvorsorge sozialversicherungsfrei sind. Das können bis zu 1.000 Euro je Beschäftigten und Jahr sein, die das Unternehmen spart. „Daraus wird häufig auch die Dienstleistung von Pension Solutions bezahlt.“ Vor allem inhabergeführte Unternehmen empfänden es auch als Teil ihrer sozialen Fürsorge, die Mitarbeiter informieren zu lassen, und Kapitalgesellschaften erkennen nach Saßmannshausen Gefühl immer stärker die betriebliche Altersvorsorge als Bindungsinstrument. Hier kommt der zweite Teil der Dienstleistung von Pension Solutions ins Spiel, die Nachsorge. Dabei seien die wichtigsten Fragen, wie im Falle einer Kündigung sowohl die betriebliche Zusage einer Altersvorsorge als auch der angesparte Kapitalstock auf einen neuen Arbeitgeber übertragen werden können. Viele Personalabteilungen stießen hier an ihre Grenzen. Sie lassen daher die Verträge zur betrieblichen Altersvorsorge extern von Pension Solutions betreuen. Das Unternehmen betreut heute gut 500 Unternehmen mit mehr als 120.000 versorgungsberechtigten Mitarbeitern. Die meisten Kunden beschäftigen zwischen 100 und 5.000 Menschen. Zu den Kunden gehören aber auch so bekannte Firmen wie MAN oder Volkswagen (Handelsorganisation).

Die Gründer

Auch Pension Solutions kann nicht alle Mitarbeiter als Teilnehmer der betrieblichen Altersvorsorge gewinnen. „Aber die Quote in den von uns beratenen Unternehmen liegt bei mehr als 50 Prozent“, versichert Saßmannshausen, und damit deutlich über den üblichen 10 Prozent. Im Extremfall nehmen zwei Drittel der Arbeitnehmer daran teil. Mehr sei nicht möglich, weil es auch Mitarbeiter gebe, die besser eine private Riesterrente abschließen, und weil es Mitarbeiter gibt, deren Einkommen nicht ausreicht, auch noch in eine Altersvorsorge zu investieren, die „aus vielerlei Gründen keine frei Liquidität haben“, wie Saßmannshausen sagt. Auch das müsse man erkennen und akzeptieren. Ein Selbstläufer ist die betriebliche Altersvorsorge aber auch aus anderen Gründen nicht. Pension Solutions ist seit 2001 gewachsen, hatte 2008 ein sehr gutes Jahr – und kam dann auch in die Krise. Während der Finanzkrise hatten die Unternehmen andere Sorgen, als sich um die Altersvorsorge ihrer Mitarbeiter zu kümmern. Neue Verträge kamen kaum noch zustande. „Wir haben aber niemanden kündigen müssen“, sagt Saßmannshausen. Seine kleine Unternehmensgruppe – es gibt inzwischen auch zwei Tochtergesellschaften für die Beratung von Sparkassen – hat heute 62 Stellen. Von den sieben Beschäftigten, die man am Anfang war, sind noch fünf im Unternehmen. Nach dem Aufbau des Unternehmens und den Krisenjahren 2009 und 2010 will Saßmannshausen seine Firme jetzt am Markt stabilisieren. Sie soll in den kommenden fünf Jahren auf bis zu 100 Stellen wachsen. Die optimistische Stimmung in der Wirtschaft sei dafür eine gute Basis. Schon 2011 habe man die Krise überwunden und mit einem abgeschlossenen Beitragssummenvolumen von 260 Millionen Euro das bis dahin beste Jahr 2008 deutlich übertroffen.

Erschienen in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.03.2012
Von: Georg Giersberg